Wir brechen gegen 10 Uhr in Tartu auf. Die Reise geht weiter in Richtung Nord-Osten.
Auf der Fahrt weichen die Kiefernwälder und machen Platz für schöne Birkenwälder. Der Boden scheint hier sumpfiger zu sein… Den ersten Stopp machen wir am kleinen Hafen von Mustvee, einem Ort direkt an der Küste des Peipsi Järv, dem fünftgrößten See Europas. Die Grenze zwischen Estland und Russland verläuft mitten durch den riesigen See. Wir laufen ein wenig am Ufer entlang und ich bewundere das herrliche Wolkenspiel am Himmel.
Danach kaufen wir noch etwas ein, machen Mittag und fahren weiter. Der nächste Halt wird das Pühtitsa-Kloster, in dem verschlafenen, kleinen Nest Kuremäe. Das russisch-orthodoxe Kloster ist das Einzige seiner Art in Estland. Es ist ein relativ großer Komplex, der aus mehreren Kirchen, Häusern und einem großen Garten mit vielen top-gepflegten Blumenbeeten und riesigen Brennholztürmen besteht. Hier leben angeblich rund 170 Nonnen vollkommen autark.
Für uns geht es dann weiter nach Illuka. Hier steht ein altes Gutshaus, das früher einmal für acht Jahre, dem Großvater von Ursula gehört hat. Zur Zeit der Agrarreform im Jahr 1920, als die adeligen Familien im Baltikum enteignet wurden, wurde das Gut als Schule verwendet und ist es seither geblieben. Deshalb ist das Haus noch erhalten! Wir sind hier eigentlich verabredet. Aber niemand ist da. An der Eingangstür finden wir einen Zettel mit einer Telefonnummer. Peter ruft dort an. Aber er kommt nur auf die Mailbox – hinterlässt aber dennoch eine Nachricht. Dann kommt Georg auf die Idee doch einfach mal mit dem Vario zu hupen und ordentlich Krach auf dem Gelände zu machen… Und tatsächlich kommt jemand und sperrt uns schon einmal die Türe auf. Nach ein paar Minuten kommen dann der ehemalige Direktor mit seiner Frau und eine Lehrerin, die Deutsch kann und für uns übersetzt. Ursula hat ein Foto ihrer Großeltern mitgebracht, das die Schule gerne haben wollte und das sie nun überreichen kann. Danach bekommen wir noch eine Führung durch die Räume und die Lehrerin erklärt uns, dass das Haus gerade vollständig renoviert wird. Das hatten wir am Dach schon gesehen… Es wird momentan neu eingedeckt. Aber auch innen soll alles erneuert werden.
Für unser Tagesetappenziel müssen wir noch rund 20 Kilometer weiter fahren nach Toila, an der Ostseeküste. Da die Lehrerin ihren Bus verpasst hat und ihr Haus sowieso auf unserer Strecke liegt, nehmen wir sie noch kurz im Vario mit. Dann fahren wir weiter nach Toila und machen noch einen schönen Spaziergang entlang des Kiesstrands bis zum kleinen Hafen.