Mär 16

Tag 400: Happy Holi

Heute Nacht war ich froh, dass ich Ohrenstöpsel mitgebracht hatte. Denn gegen halb sechs wurde es richtig laut in meinem Appartement.

Doch erst einmal ein Blick zurück. Die letzten Tage ist nicht viel passiert. Vormittags Satsang, nachmittags manchmal Satsang, manchmal einfach nur Ruhe.

Vor ein paar Tagen fragte mich Tiho, ein Freund aus der Sangha, ob ich ihm bei einem WordPress-Problem in einem Mooji-Projekt helfen kann. Also treffen wir uns zwischen zwei Satsangs und er zeigt mir, wo er gerade steckt. Wir besprechen uns in dem Ashram, in dem das Mooji-Team wohnt. Nach dem Meeting werde ich zum Mittagessen mit dem Team eingeladen. Anschließend gehen wir in einen Chai-Shop, bevor es mit dem Nachmittags-Satsang weitergeht.

In den folgenden Tage tüftle ich an meinem Laptop, bis ich einen  Proof of Concept am laufen habe. Mal sehen, wie es damit weitergeht.

Gestern ist eine indische Familie mit in mein Appartement gezogen. Neben meinem Zimmer mit einem eigenen Bad gibt es hier noch zwei weitere Schlafzimmer, die sich ein Bad teilen. Bislang war jeweils nur ein Schlafzimmer vermietet, da die Gäste ein privates Bad gebucht hatten.

Ich weiss nicht genau, wie viele Leute jetzt hier wohnen. Aber ich habe mittlerweile drei Generationen erkennen können. Ob sie alle hier wohnen oder nur tagsüber vorbeikommen, weiß ich nicht genau. Vermutlich sind sie zum Holi-Fest nach Rishikesh gekommen. Dazu später noch mehr.

Gestern Abend merke ich, dass von meinem Obst etwas fehlt, das ich in der Küche liegen hatte. Abends kommt eine Frau („die Oma“) auf mich zu, sagt „Bebe Mango“ und deutet auf meine Obstsammlung. Ich interpretiere es so, dass „das Baby“ eine meiner Mangos gegessen hat.

Später treffe ich das „Bebe“ und stelle fest, dass das Mädchen so zwischen drei und vier Jahre alt ist. Sie schaut mich etwas scheu an, kommt auf mich zu, gibt mir die Hand und läuft schnell wieder zu ihren Eltern. Gestern habe ich beim Einkauf von Keksen wieder ein paar Bonbons als Wechselgeld bekommen. Ich geben sie den Eltern und sagt „for the Bebe“.

Gegen halb sechs Uhr morgens war heute – zumindest den Geräuschen nach – großes Frühstück angesagt. Mit dem Ohrstöpsel schlafe ich jedoch gut weiter bis gegen 9 Uhr.

Morgens begrüßte mich der „Opa“ der Familie in der Küche. Er hält das scharfe Messer in der Hand, mit dem ich meine Papayas schäle. Er deutet mir, ob ich das Messer brauche, was ich bejahe. Er reicht es mir und ich mache mich daran, mein Frühstück vorzubereiten. In der Zwischenzeit läuft er etwas ziellos in der Küche umher. Als ich fertig bin, reiche ich ihm das Messer zurück und er beginnt vorsichtig etwas damit zu bearbeiten. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, als ob er nicht mehr so gut sieht. Ich deute ihm, ob ich ihm helfen kann. Er reicht mir wieder das Messer und eine Tablette, die er in zwei Teile zerteilt haben möchte. Ich schneide sie ihm und er geht zufrieden in eines der Zimmer.

Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Zimmer. Morgen werde ich zumindest bis zum Nachmittag wahrscheinlich dasselbe tun. Denn die Organisatoren der Satsangs haben allen Teilnehmern geraten, während des Holi-Fests die Straßen der Stadt wenn möglich zu meiden. Aus diesem Grund gibt es auch heute kein Satsang. Dieser wird am Dienstag nachgeholt.

An Holi – so lerne ich in Wikipedia – fallen in Indien die Grenzen zwischen den Kasten, die Menschen berauschen sich mit irgendeiner Substanz und feiern den Frühlings- oder Sommeranfang auf den Straßen. Dabei bewerfen sie sich mit Farbpulver und besprühen sich anschließend mit Wasser. Oder sie werfen mit Farbe gefüllte Ballons vom Balkon. Viele der Farben sind auf natürliche Weise hergestellt, manche aber auch nicht und zudem ziemlich toxisch. Wer Pech hat bekommt eine Ladung davon ins Gesicht und muss dann möglichst schnell seine Augen reinigen, bevor es zu dauerhaften Schäden kommt. Ärztliche Versorgung gibt es hier nicht bzw. nicht so, wie wir das aus westlichen Ländern kennen.

Ich google noch etwas nach Holi und finde beeindruckende Bilder von Menschenmassen, die aussehen, als seien sie durch Farbtöpfe gezogen worden. Optisch ist das toll, aber mittendrin möchte ich da nicht drin stecken. Wie „gefährlich“ die Situation in Rishikesh wirklich ist, kann ich nicht beurteilen. Aber da ich nur „gute“ Kleidung dabeihabe, die ich gerne noch weiter tragen möchte, werde ich die Stadt wohl eher meiden.

Anbei noch ein paar Bilder, die ich in den letzten Tage geschossen habe. In diesem Sinne wünsche ich allen ein „Happy Holi“.