Feb 17

Tag 373: That’s India

Gegen halb acht Uhr wache ich auf. Ich habe sehr gut in dem harten Bett geschlafen, und es war auch wie versprochen sehr ruhig. Ich habe gestern Abend auf Empfehlung der Gastgeber das spanische Frühstück bestellt und bin schon sehr gespannt. In der Beschreibung klang es so, als würde es Bruschetta geben.

Zunächst gibt es eine Runde Pancakes. Dann kommt eine Novizin aus dem Ashram mit frischem selbstgebackenen Brot, das etwas süßlich schmeckt. Dazu gibt es Marmelade. Das war’s dann auch schon. Alles schmeckt sehr lecker, aber entspricht nicht ganz dem, was ich mir vorgestellt hatte. Also werde ich ab morgen mal nach Alternativen umsehen.

Gestern Abend erzählt mir Ana, dass es mit dem Essen in Rishikesh schwierig sei, da mit dem zum Teil durch Fäkalien verunreinigten Wasser aus dem Ganges gekocht und gespült wird. Mein Guest House hat dazu einen Wasserfilter mit mehreren Stufen installiert, mit dem das Wasser vor Gebrauch gereinigt wird – angeblich sogar besser als „bottled water“. Da ich aber nicht fünf Wochen lang hier im Ashram essen will, werde ich demnächst mal ein paar Experimente wagen.

Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen, um in die Stadt zu laufen. Ana wollte wir noch meinen Pass kopieren. Denn eine Kopie von Pass und vom Visum sind zwei der Dokumente die man benötigt, um eine SIM-Karte zu bekommen. Da gerade wieder einmal Stromausfall ist (passiert regelmäßig mehrmals am Tag) und im Moment auch der Generator nicht funktioniert, wird leider nichts auf der Kopie. Ich bin zuversichtlich, was anderes zu finden und laufe los.

Die Wegbeschreibung zum Vodafone-Shop war so: „Geh runter zur Hauptstraße und nimm ein Tuktuk Richtung Rishikesh. Steig an der Dehradhun Road aus, geh um die Ecke, und nimmt ein weiteres Tuktuk zu Vodafone. Da ich einen Eindruck von der Umgebung bekommen möchte, entscheide ich mich, die Strecke zu laufen. Nach rund 45 Minuten durch Abgase, Hupen und Verkehrschaos stehe ich schließlich vor der lokalen Vodafone-Niederlassung. Airtel hat wohl keine in Rishikesh.

Um eine SIM-Karte zu bekommen, braucht man als Ausländer seinen Pass mit Visum, eine Kopie davon, ein Lichtbild und eine Kopie der „Residence Permit“. Letztere besagt, dass meine Gastgeber bestätigen, dass ich dort wohne und irgendwie für mich verantwortlich sind. Auf dem Antragsformular muss ich dreimal unterschreiben – einmal so, dass die Unterschrift vom Formular in mein Foto läuft. Ich bekomme schließlich meine SIM-Karte für 150 Rupies inkl. 500 MByte Datenvolumen für einen Monat ausgehändigt und lade noch 1000 Rupies Gesprächsguthaben drauf. In den nächsten Tagen wird die Vodafone-Zentrale bei meinem Guest House anrufen und sich meine Angaben telefonisch bestätigen lassen. Dann wird die Karte vorübergehend aktiviert. Anschließend muss ich mir ein Handy leihen, in das eine normale SIM-Karte passt, meine SIM-Karte einlegen und die Service-Nummer 117 anrufen. Am Telefon soll ich dann noch einmal meine Adresse in Indien wiederholen und dann darf ich die SIM-Karte auf ein Format zusammenschneiden, das ins iPhone passt. Ich bin gespannt, wie das funktioniert. In diesem Zusammenhang ein Satz, den man hier fast jeden Tag hört: „That’s India“.

Nach dem Besuch bei Vodafone nehme ich ein Tuktuk Richtung Guest House, aber mit Umweg über die Railway Road. Denn ich will noch zu Telepointcomputer, um mir einen Überspannungsschutz zu kaufen. Dieser wurde mir wärmsten von Ana empfohlen, da sich andere Gäste schon öfters ihre Rechner geschrottet haben. An der Straßenecke, an der ich aussteige, finde ich den Lade nicht. Also frage ich einen der zahlreichen Straßenverkäufer. Er kennt ihn nicht, aber sein Freund, der auch gleich seine Vespa startet mir deutet, mich hinten draufzusetzen. Dann düsen wir rund einen Kilometer durch den Innenstadtverkehr, bis wir vor dem Laden stehen. Der Fahrer deutet auf die Tür, lacht, und fährt weg. That’s also India.

Im Laden erstehe ich eine Dreifachsteckdose mit Surge Protector für rund 5 Euro. Dann laufe ich zurück Richtung Main Road. Ich kaufe noch eine Ananas und ein paar Bananen. Die Bananen kann ich gefahrlos selber essen. Die Ananas ist für den Guru des Ashrams, der heute Nachmittag Darshana hat, wozu ich eingeladen bin. Die Tradition besagt, dass Gäste dem Guru etwas mitbringen, da sie auch etwas mitnehmen. Mitbringsel kann Stoff (für Kleidung), Früchte oder Süßigkeiten sein.

Ein Junge fragt mich, ob er mir meine leere (zerknüllte) Wasserflasche abnehmen soll. Ich gebe sie ihm und er wirft sie auf die Straße. Viel Alternativen hätte ich auch nicht gehabt, denn Mülleimer gibt es im Straßenbild von Rishikesh nicht.

Ich nehme ein Tuktuk Richtung Ganga Vatika, das aber auf halber Strecke hält und seine Fahrgäste rauswirft, da der Fahrer irgendwas erledigen muss. Meine 10 Rupies will er aber trotzdem haben. Den Rest der Strecke laufe ich.

Gegen halb fünf treffen sie die lokalen Sannyasin des Yogalaya Ashrama, um ein paar Häuser weiter zum Darshan mit Guruji Shri Pujya Swami Shankaratilaka zu gehen. Im Tempel setzen wir uns auf den Boden und der Guru beantwortet Fragen – auf Englisch mit Übersetzung ins Spanische. Nach dem offiziellen Teil entsteht spontan ein Satsang mit Gesang und Fragen, es gibt Tee und etwas Süßes, das ein Swami aus einem anderen Ashram mitgebracht hat. Mir wird allerdings der Unterschied zwischen Darshan und Satsang nicht ganz klar.

Gegen acht bin ich wieder auf meinem Zimmer, schreibe für den Blog und gehe dann ins Bett. Morgen werde ich mir vielleicht ein  paar Papayas besorgen, denn die sollen gut für den Magen sein. Ich will schließlich auch etwas von der lokalen Küche mitbekommen. Man muss nur aufpassen – so werde ich gewarnt – dass die Affen einem die Früchte nicht klauen. Lassen wir uns überraschen.