Nachdem wir heute nach Larissas Zählung ein Jahr unterwegs sind, gibt es auch von mir ein paar Zahlen und Statistiken zum Fahrzeug und zur Technik.Wir sind mit unserem Mercedes Vario seit der Übergabe am 3. Januar 2013 ziemlich genau 23.000 Kilometer gefahren. Als wir das Fahrzeug von Woelcke abholten, hatte es 135 km auf dem Tacho, beim Reisestart nach Larissas Rechnung am 10.2. waren es ca. 2.120 km. Der Einfachheit halber rechne ich die Verbrauchsdaten ab Anfang Januar 2013.
Benzin, Öl und AdBlue
Getankt haben wir in der Zeit ingesamt 4.360 Liter Diesel, was einem Durchschnittsverbrauch von knapp 19 l auf 100 km entspricht. Unser aktueller Verbrauch liegt zwischen 17 und 20 l/100km – je nach Strecke und Spritqualität. Die Tankstellen an den französischen und portugiesischen Supermärkten beispielsweise sind zwar billig, aber der Spritverbrauch geht mit dem Billigdiesel gleich auf die 20 Liter. Bei Sprit von Markentankstellen sind es eher zwischen 17 und 18. Bezahlt haben wir für den Diesel fast genau 6.000 Euro, war einem Durchschnittspreis von 1,38 €/l entspricht. Am teuersten war der Diesel in Schweden. Dort haben wir allerdings nicht getankt, sondern sind Dank unserer 300 Liter Tankkapazität an den Zapfsäulen vorbeigefahren. Am meisten bezahlt haben wir für Diesel in Italen (1,67 €/l in Cavalli), am wenigsten in Puilboreau (Frankreich) mit 1,27 €/l. Da war sogar Polen und Estland mit 1,28 €/l teurer. An Motoröl hat unser Vario in dieser Zeit ca. 2,5 Liter verbraucht. Mit einem Liter pro 10.000 Kilometer geht das absolut in Ordnung.
Auch AdBlue haben wir immer wieder brav nachgefüllt und hier mit ingesamt 270 Litern Harnstofflösung unsere Abgaswerte verbessert. Auf die Strecke gerechnet entspricht das einem Verbrauch von 1,17 l/100km bzw. 6,2 Prozent des Spritverbrauchs. Je nachdem, ob man AdBlue im Kanister oder an der Zapfsäule bekommt, variierte der Preis zwischen 1,80 €/l (Heimsheim/Kanister) oder 0,53 €/l (Sillamäe, Estland/Zapfsäule). Die Versorgung war bislang in jedem von uns bereisten Land möglich, aber im Portugal am schwierigsten.
Wartung
Die Liste der Wartungsarbeiten am Fahrzeug ist zum Glück kurz. Im ersten Jahr mussten wir einmal die Vorderräder von rechts nach links tauschen (Zägezahnbildung am Profil). Das haben wir bei ca. 15.000 km gemacht und steht daher demnächst wieder an. Der zweite Service war das Nachfüllen des Motoröls, da das Öl in Portugal bei Mercedes nicht an Endkunden verkauft werden darf. Im Frühjahr erwartet uns in Deutschland der erste kleine Service, bei dem der AdBlue-Druckspeicher neu befüllt werden muss sowie das Kreuzgelenk des Allrad-Antriebs abzuschmieren ist. Der erste große Service kommt dann glaube ich bei 45.000 km.
Gas
Zum Kochen und Heizen nutzen wir Gas und hier vor allem LPG aus unserem Gastank unterm Fahrzeug. An Gasverbrauchern haben wir ein Gaskochfeld mit drei Brennern (einer davon mit 2,1 kw), einen Gasbackofen, einen externen Gaskocher für ein grillähliches Kochen (ca. 5 kw) sowie unsere Gasheizung, die auch Warmwasser zubereitet. Unser Gastank fasst brutto 26 kg, was ungefähr 52 Litern LPG (Propan/Butan-Mischung, die je nach Jahreszeit und Land variiert) entspricht.
Verbraucht haben wir im ersten Jahr rund 370 Liter Gas bzw. 282 Euro, was einem Durchschnittspreis von 77 Cent pro Liter entspricht. Am billigsten war das Gas in Polen (50 Cent/Liter), am teuersten in Deutschland (84 Cent/Liter). Im Jahresschnitt liegen wir also bei ca. einem Liter Gas pro Tag, wobei der Verbrauch im Winter natürlich deutlich höher war als im Sommer. So haben wir z.B. im Juli, August und September insgesamt ca. 43 Liter verbraucht, während es vom 10.2. bis 14.3. ebenfalls 43 Liter waren.
Bewährtes und Überflüssiges
Bei der Planung des Fahrzeugs im Vorfeld der Reise war es oft schwer zu entscheiden, ob ein gewünschtes Feature wirklich notwenig oder eigentlich überflüssig ist. Nach einem Jahr Reisezeit lässt sich hier feststellen, dass wir uns relativ gut informiert hatten bzw. auch gut beraten wurden. Das allermeiste am Fahrzeug nutzen wir mehr oder weniger regelmäßig und funktioniert wie erwartet.
Tankkapazitäten
Eine der großen Fragen bei der Planung war die Kapazität der verschiedenen Ver- und Entsorgungstanks: Diesel, Gas, Frischwasser, Abwasser, Fäkalien. Mit insgesamt 300 Litern Diesel haben wir eine Reichweite von gut 1.500 Kilometern. In der Praxis ist das mehr als ausreichend. Mit einem 1.000-Liter-Tank kommt man natürlich weiter und muss ggf. in teuren Ländern nicht tanken. Dafür fährt man wiederum viel Gewicht spazieren. In den nordischen Lädern waren wir froh, in Estland etwas bunkern zu können und nur in Finnland nochmal nachzutanken. Hier im Süden Europas befüllen wir eigentlich nur den Haupttank und haben dann ca. 450 km Reichweite.
Unsere 300 Liter Frischwasser reichen in der Praxis für mehr als eine Woche. Letztlich ist hier der Bedarf sehr individuell. Wir haben Leute getroffen, die mit 100 Litern eine Woche lang gut auskommen (ohne Dusche), andere brauchen 400 Liter die Woche (u.a. für die integrierte Waschmaschine und den Geschirrspüler ;)). Je nachdem, wie oft wie viele Personen wie ausgiebig Duschen, kann man den Tank mehr oder weniger schnell entleeren. Für uns passt es. Auch die 240 Liter Abwasser sind in Ordnung. Allein der Toiletten-Tank reicht mit seinen 120 Litern nicht ganz eine Woche, wenn wir uns (z.B. bei länger andauerndem schlechten Wetter) hauptsächlich im Fahrzeug aufhalten. Hier würde ich bei einer Neuplanung zur Sicherheit vielleicht noch 30 Liter draufpacken. Aber auch hier können wir gut mit unserer Tankgröße leben.
Wärmetauscher zwischen Motorkreislauf und Warmwasserheizung
Die Idee des Wärmetauschers war es, mit der Motorwärme das Fahrzeug zu heizen bzw. mit der Aufbauheizung den Motor vorzuwärmen. Die Installation der Wasserkreise ist recht aufwändig (und damit wahrscheinlich recht teuer) und hat sich bei unserem Reiseverhalten bisher nicht gelohnt. Bis die Motorwärme den Aufbau heizt, muss man schon ein paar Stunden fahren. Bei unserem Reisetagesschnitt von ca. 50 km kommt hier im Aufbau nichts an. Auch zur Warmwasserbereitung taugt die Kombi aus Wärmetauscher und Alde-Warmwasserheizung nicht, das der WW-Boiler in die Alde-Heizung integriert ist. Will ich also im Sommer Warmwasser über die Motorwärme erzeugen, muss ich das Fahrzeug zwangsweise mitheizen. Das Geld für den Wärmetauscher und die Installation wäre in unserem Fall in einem zweiten oder größeren LPG-Tank besser investiert gewesen. Auch die Motorvorwärme haben wir nur sehr selten genutzt, da wir vorzugsweise in wärmeren Ländern unterwegs sind. Aber das kann sich ja vielleicht noch ändern.
Kleinigkeiten zur Verbesserung
- Unsere Dusche befindet sich im Eingangsbereich der Kabine und dort haben wir bislang keinen Dachlüfter. Diesen werden wir beim nächsten Woelcke-Termin nachrüsten lassen.
- Die LED-Leuchte in der Dusche ist relativ schnell auf 50% der Leistung (oder weniger) abgefallen. Die Status-LEDs der Schalter in der Dusche flackern oder gehen nicht, wenn die Luft zu feucht ist. Hier sollten wohl besser wasser- bzw. dampffeste Schalter und Leuchten verwendet werden.
- Die Klimaanlage für den Aufbau im Zwischenboden zieht im Betrieb ca. 70 A, der Ladebooster liefert über die Lichtmaschine aber nur 45 A. In der Praxis entladen wir also während der Fahrt unsere Batterie, wenn wir die Klimaanlage im Aufbau betreiben. Hier wollen wir einen zweiten Ladebooster nachrüsten.
- Wir werden an allen Klappen und der Eingangstür noch Außendichtungen nachrüsten. Diese befinden sich dann an der Klappe selbst und nicht im Innenrahmen. Gerade beim Staufach gehen die Innendichtungen beim Ein- und Ausladen scharfkantiger Dinge schnell kaputt. Außerdem hätte eine Außendichtung den Einbruchsversuch an der Eingangstüre zumindest erschwert.
- Der 3-Zoll-Valterra-Anschluss am Abflussrohr passt nicht auf unserem Pumpmax mit 3-Zoll-Valterra-Anschluss. Anscheinend gibt es da einen Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Zoll??? Peter von Woelcke hat uns zwar einen Adapter nachgeschickt, der aber nicht genau gepasst hat. Beim Passendmachen haben ich ihn leider so bearbeitet, dass er jetzt definitiv nicht mehr passt ;). Jetzt weiss ich aber, wie es gehen sollte und werde das bei Woelcke ebenfalls angehen.
- Bei der Fahrt über unebene Straßen hören wir zwischen hinter den Fahrersitzen ein lautes Quitschen. Bislang konnten wir die Ursache noch nicht finden. Die Verbindung der Kabine mit dem Fahrerhaus sieht gut aus. Im Kleiderschrank, der direkt hinter den Fahrersitzen in der Kabine ist, ist während der Fahrt nichts zu hören. Wahrscheinlich reibt es irgendwo zwischen der Fahrerhausrückwand und der Außenseite der Kabine. Aber auch hier wird uns Woelcke sicher weiterhelfen.
- Mit 450 Ah (12 V) ist unsere Batteriekapazität an sich nicht schlecht dimensioniert (wobei man maximal bis zur Hälfte entladen sollte, was also 225 Ah in der Praxis entspricht). In Portugal sind wir zum ersten Mal an die Grenzen der Batterie gestoßen – und zwar dann, als wir relativ lange frei gestanden sind, wenig bis keine Sonne war und ich intensiv den Laptop genutzt habe. Hier überlegen wir, eventuell noch eine zweite Energiequelle neben Solar (aktuell 330 Wp) nachzurüsten.
- Es gibt – wie in jedem Haushalt – Kleinteile, die einfach mit der Zeit kaputtgehen. Diese werden wir natürlich auch ersetzen.
In der Summe sind wir mit unserem Fahrzeug auch nach einem Jahr sehr zufrieden. Der Vario ist laut, kernig und der Motor erinnert mich irgendwie an einen Schiffsdiesel, wie wir ihn einmal in einer gecharterten Linssen hatten. Die Kabine ist super und ich würde unseren Vario nicht freiwillig gegen einen mehr als doppelt so teuren Concorde-Liner auf MAN-Basis eintauschen, wie ich ihn einmal an der Algarve besichtigen durfte.