Am Vormittag fahren wir nach Rocca-al-Mare. Das ist inzwischen ein Vorort von Tallinn/Reval.
Hier verbrachte der Familienzweig von Ursula auf einem großen Gelände direkt am Meer die „Sommerfrische“. Heute ist auf dem Areal ein großes Heimatmuseum mit Bauernhäusern aus den unterschiedlichen Jahrhunderten. Zudem stehen noch einige der Häuser von früher in unterschiedlich erhaltenen Zuständen. Sie werden aber nach und nach wieder hergerichtet – je nachdem wie viel Geld die Museumsdirektorin zur Verfügung gestellt bekommt.
Wir laufen für eine gute Stunde mit Wiegald über das Gelände und werden von der Kuratorin des Mueseums geführt, die sehr gut Deutsch spricht. Danach führt sie uns zum Verwaltungsgebäude, das im ehemaligen „Schweizerhaus“ untergebracht ist. Wir sitzen gemeinsam mit ihr und der Museumsdirektorin noch bei Kaffee und Gebäck zusammen und vor allem Ursula und Peter tauschen sich mit den beiden über die Familiengeschichte aus. Gegen 13 Uhr breche ich schon einmal mit Wiegald auf zum Vario.
Als ich zum WoMo komme, steht ein Audikombi mit finnischem Kennzeichen ziemlich dicht neben uns geparkt da. Also steige ich über die Fahrertür ein. Nachdem die anderen auch wieder da sind fahren wir weiter nach Tallinn. Georg will gerade das Gepäck von Ursula & Peter ausladen. Doch irgendwie klemmt unsere Tür… Er stellt das Gepäck ab und sieht nach warum die Tür klemmt. Dabei entdeckt er, dass jemand versucht hat sie aufzubrechen! Wahnsinn! Und das mitten am helllichten Tag gegen Mittag und vor einem Museum mit kameraüberwachtem Parkplatz. Das finde ich echt dreist! OK, die Kameras waren auf der anderen Seite des Vario, weil wir eben immer versuchen so zu parken, dass wir niemandem im Weg stehen. Die Einbrecher sind zum Glück nicht in den Vario rein gekommen. Aber unsere Tür ist an zwei Stellen demoliert, an einer Stelle ist ein großer Spalt zur Dichtung so, dass sich hier ab jetzt der Schmutz fangen wird und die Tür natürlich auch nicht ganz dicht schließt… Blöd, da sie ja in unserer Dusche ist…
Nach unseren bisherigen „Friede-Freude-Eierkuchen“-Reiseerlebnissen sind wir jetzt wieder in der Realität angekommen! Klar, so etwas kann einem überall passieren. Jetzt ist Hochsaison und ebenso wie es Diebe gibt, die sich auf die leerstehenden Häuser der Urlauber zu Hause spezialisiert haben gibt es eben auch welche, die sich auf die WoMos in den Ferienorten – allen voran in Städten – spezialisiert haben. Trotzdem bin ich für heute einfach enttäuscht und bekomme quasi mal wieder den Spiegel vorgehalten wie naiv und gutgläubig ich doch irgendwie bin… 😉
Mit dem „anständig Parken“ ist für mich jetzt erstmal Schluss! Ab sofort parke ich so, dass man Einstiegstür, Beifahrertür und Roller gut sehen kann bzw. sie zur Kamera zeigen! Ob ich damit „brettlbreit“ im Weg stehe ist mir egal – zumindest im Juli, August und September!
Nach Stadtbesichtigung ist mir jetzt auch nicht zu mute. Ich brauche erstmal den Nachmittag, um mich wieder „runterzufahren“. Und Wiegald will ich jetzt auch nicht alleine im Auto lassen!
Gegen 17:30 Uhr kommt Peter zu uns und wir fahren gemeinsam zu Bekannten von ihm, bei denen wir zum Abendessen eingeladen sind. Die drei Esten sind ungefähr im Alter von Georg und mir. Sie waren alle einmal für ein Praktikum bei der IBM. Daher kennen sie Peter. Wir freuen uns, nochmal „Einheimische“ kennenzulernen. Jan, in dessen Haus das Essen stattfindet, lädt uns sogar ein, über Nacht bei ihm auf dem Hof zu stehen. Sehr nett! Wir nehmen dankend an und sind gerade nach dem Einbruchsversuch erleichtert einen „sicheren“ Platz für die Nacht zu haben. Denn Jan wohnt in einem sehr schönen Haus mit großem Garten außerhalb der Stadt.
Seine Frau hat ein köstliches Menü vorbereitet und wir sitzen bis nach Mitternacht zusammen. Priit, einer der anderen Herren, bietet uns an, sich nach einer Werkstatt zu erkundigen, die uns eventuell unsere Tür richten kann! Ebenfalls ein super nettes Angebot! Wie sind wirklich froh, dass er uns hier unterstützt, denn ohne Sprachkenntnisse wäre es für uns unmöglich so etwas zu recherchieren!