Als langjährige Landbewohner im schneereichen Oberbayern war für uns klar, dass wir auf alle Fälle ein Allradfahrzeug für unsere Reise wollen. Fernreisetaugliche Allradwohnmobile von der Stange gibt es so gut wie keine, also sollte es wohl eine individuellere Lösung werden.
Nachdem ich (Georg) mir auf dem Caravan-Salon 2011 in Düsseldorf einen Tag lang viele Fahrzeuge live angesehen hatte war klar, dass ich für unser Vorhaben ein Fahrzeug mit Alkoven wollte. Ausschlaggebend war hierbei letztlich der direkte Vergleich zwischen einem MB Sprinter mit einer 3,85m-Kabine plus Alkoven und einem MB Atego mit einer 4m-Kabine ohne Alkoven, den ich auf dem Stand von Bimobil durchführen konnte. Der von außen beeindruckend große Atego wirkte im Innenraum klein, da auf den vier Metern Kabinenlänge ein Doppelbett untergebracht werden musste. Im Sprinter hingegen war das Raumgefühl bei einer kürzeren Kabine deutlich großzügiger. Hier stand fast die gesamte Kabinenlänge als Wohnraum mit Küche, Sitzgruppe, Bad und WC zur Verfügung, da sich die zwei Einzelbetten über dem Fahrerhaus befanden.
Da wir ja vorhaben, in unserem Fahrzeug mehrere Jahre dauerhaft zu verbringen, war ein großzügiges Raumgefühl für uns ein wichtiges Auswahlkriterium. Als Larissa die Grundrisse gesehen hatte und später selber ein paar Fahrzeuge besichtigen konnte, war sie zum Glück der selben Meinung.
Nachdem die Art des Aufbaus feststand, galt es als nächstes, das dafür passende Basisfahrzeug zu finden. Hier wurde die Auswahl schnell übersichtlich, da so gut wie alle klassischen LKW-Fahrgestelle wegfielen. Denn entweder war dort das Fahrerhaus kippbar und damit nicht überbaubar und/oder ein bewohnbarer Alkoven hätte die maximal zulässige Fahrzeughöhe gesprengt. Zudem wollten wir am Ende ein Fahrzeug haben, das so kompakt und wendig ist, dass wir damit auch durch kleinere Dörfer fahren können, ohne größeren Schaden anzurichten. Kurzum: Das Fahrzeug sollte innen möglichst groß und außen möglichst klein sein – die eierlegende Wollmilchsau also.
Um einen Alkoven realisieren zu können und in der Breite die 2,30 Meter nicht zu überschreiten, blieben bei unserer Auswahl letztlich die Fahrgestelle Mercedes Sprinter mit Allrad (Werk oder Igelhaut), Iveco Daily 4×4 (wie heißt nochmal der eigentliche Hersteller?) sowie Mercedes Vario übrig. Die ersten beiden gibt es dabei nur mit einem zulässigen Gesamtgewicht um die fünf Tonnen. Dies wiederum bringt Einschränkungen beim Aufbau mit sich, sofern man das Fahrgestell nicht bis zum letzten erlaubten Kilo auslasten möchte. Zur Info: Wir sind bei unserem relativ kurzen Fahrzeug bei einer laut Fahrzeugpapieren Masse im fahrbereiten Zustand von 6,38 Tonnen gelandet.
Aus diesen und noch ein paar anderen Gründen haben wir uns daher für den Mercedes Vario als Basis für unser Reisefahrzeug entschieden. Um das Gewicht auch vernünftig bewegen zu können, haben wir mit dem 818DA die stärkste Motorvariante gewählt. Hier noch unsere ganz persönlichen Vor- und Nachteile des Vario:
Vorteile des MB Vario
- Robuste und bewährte LKW-Technik
- Mit dem OM 904 ausreichende Motorisierung
- Zwei Differenzialsperren (mittig und hinten)
- Geländeuntersetzung
- Gute Aufbaumöglichkeiten durch hohe Zuladung des Fahrgestells (ca. 4 Tonnen)
- In Länge und Breite relativ kompaktes Fahrzeug realisierbar
- Fahrerhaus ist mit Alkoven überbaubar, da es nur ca. 2,50 m hoch ist und man es nicht kippen kann
- Mit 3,70 Metern Randstand sehr wendig (viel besser als unser alter Ducato-Kastenwagen ohne Allrad)
- Weltweite Ersatzteilversorgung
- Mit altem 3er-Führerschein (heute C1) fahrbar
- Vergleichsweise günstige Steuer und grüne Feinstaub-Plakette durch Euro-5-Motor
Nachteile des MB Vario
- Doppelbereifung hinten (kann aber bei Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf echte 80 km/h z.B. durch die Firma Paul in Passau auf Einzelbereifung umgerüstet werden)
- Auf Grund von Doppelbereifung und vergleichsweise geringer Reifengröße nicht so geländetauglich wie ein großer Allrad-LKW mit Einzelbereifung. Reifen der Vorder- und Hinterachse laufen auch nicht in der selben Spur.
- Vergleichsweise lauter „rauer“ Motor
- Weniger komfortabel als z.B. ein Sprinter
- Abgasnachbehandlung mit AdBlue (Harnstoff-Lösung)
- Keine brauchbaren gebrauchten Allrad-Fahrgestelle auf dem Markt
- Keine Airbags in Kombination mit Allrad erhältlich
- Hohe Anschaffungskosten eines neuen Fahrgestells und vergleichsweise teure Ersatzteile („Sternen-Apotheke“)
Die detaillierte Ausstattung unseres Fahrzeugs gibt es hier.