Jun 27

Tag 138: Westerplatte

Das Wetter bessert sich. Wie schön. In der Früh geht es daher erstmal aufs Piratenschiff!

Diese Galeren bieten Fahrten auf dem Fluss an, die von Danzig zur Westerplatte führen, der Stelle an der damals am 1. September 1939 leider der Zweite Weltkrieg begann.

Auf dem Weg dorthin kommen wir an den riesigen Hafenanlagen von Danzig vorbei, sehen große Schiffe, die in den Schwimmdocks repariert oder vor den Lagerhäusern mit Getreide beladen werden. Sehr interessant.

An der Westerplatte angekommen laufen wir zum Denkmal ganz vorne an der Spitze der Landzunge. Ich finde die Atmosphäre seltsam bis bedrückend: überall große leere Parkplätze, nackter Beton gemischt mit Natur (Wald) und Beeten voll von roten Rosen. Dazwischen einige Kriegsruinen und am Ende der Landzunge auf einem Hügel, das eigentliche Denkmal. Direkt dahinter liegt scheinbar noch ein militärisches Sperrgebiet, auf dem gerade ein Hubschrauber seine Manöver fliegt… Und auf der anderen Flussseite Teile des geschäftigen Hafens und große Baustellen… Da haben wir auf der ganzen Welt so viele Mahnmale errichtet. Und der Mensch führt trotzdem immer noch Kriege. Das finde ich schon sehr traurig.

Als wir den Leuten in Deutschland erzählten, dass wir nach Polen fahren wollen haben wir sehr oft die Frage gehört, ob wir denn da gar keine Angst hätten… Wir sagten damals schon „Nein, wieso?“. Und jetzt nach fast einer Woche in Polen kann ich nur sagen: Ich habe mich hier noch nie unwohl oder nur einen Hauch von einer Gefahr ausgesetzt gefühlt! Vielleicht bin ich auch zu naiv und habe es nicht mal bemerkt… 😉 Aber Spaß bei Seite. Georg geht es ebenso – er fühlt sich hier genauso sicher wie sonst irgendwo in Europa.

Natürlich verstehe ich hier nichts von der Sprache und kann dadurch auch nicht wirklich mit den Menschen ins Gespräch kommen. Aber sie wirken alle sehr nett und freuen sich vor allem, wenn man wenigstens versucht, die wichtigsten Worte ihrer Sprache zu sprechen. Und das zu versuchen, finde ich persönlich sowieso selbstverständlich. Dietrich gab uns zudem noch den Tipp, die Polen als erstes zu fragen, ob sie Englisch können und dann erst nach Deutsch zu fragen. Danke für dieses Insider-Wissen… 🙂 Wir können bestätigen, dass die polnischen Landsleute sich sehr freuen, wenn man nicht voraussetzt sie sprächen Deutsch.

Nach dem Schiffsausflug machen wir uns auf den Weg nach Malbork zur berühmten Marienburg. Als wir Nachmittags gegen 15 Uhr dort ankommen sind leider für heute bereits alle Audio-Führer in Benutzung… Schade. Es gibt zwar eine Beschriftung in Englisch. Aber ein Audio-Guide bietet bestimmt noch mehr Details… Wir beschließen, einfach Morgen wieder zu kommen.

Danach schlendern wir noch kurz durch den Ort, der aber für unseren Geschmack wenig zu bieten hat. Er passt vom Baustil auch irgendwie gar nicht zum Rest der Marienburg…. Da merke ich gleich mal wieder wie verwöhnt ich aus Italien bin, wo es noch so viele wunderschöne und gut erhaltene Dörfchen gibt! Leider bin ich geschichtlich ja nichts so bewandert – der Unterricht war einfach zu langweilig gestaltet. Tut mir leid das sagen zu müssen… Daher frage ich mich, ob hier in Polen wirklich so alles zerstört wurde…? Schließlich lag Polen ja immer irgendwie „mitten drin“ und hat, so scheint es, alles abbekommen… Aber sicherlich sind die finanziellen Mittel und auch die Geschmäcker eben einfach unterschiedlich und vielleicht lässt sich der „Baustil“ und das Empfinden für Ästhetik vielleicht auch so erklären… Für mein persönliches Empfinden gibt es hier jedenfalls – viele schöne Einzelbauten aber eher wenig schöne Gesamteinheiten beispielsweise hübsche Dörfer…

Wie auch immer… Wir umrunden die enorme Burg auf dem Rückweg nochmals und kehren dann zum Vario zurück. Auch von den Restaurants weiht uns keines so richtig an. Und so beschließen wir, heute mal wieder selbst zu kochen. 🙂