Der Tagesablauf bleibt heute noch gleich: Vormittags helfen im Ashram. Nachmittags im Chai-Shop schreiben, plaudern und lesen. Georg ist den ganzen Tag über im Office-Team unterwegs.
Morgens kaufe ich für die Straßenhunde ein wenig Brot. Nicht gerade die ideale Ernährung. Aber hier gibt es nichts anderes. Und ich glaube die Tiere sind hier einfach an dieses „Reste-Müll-Essen“ gewöhnt. Wahrscheinlich würden ihre Mägen ein „normales Hundefutter“ wie bei uns gar nicht so leicht verdauen können. So mancher der Hunde bevorzugt es auch lieber erst einmal den Müll zu durchstöbern, der hier einfach an einem Platz mitten im Viertel aufgetürmt wird. Statt das Brot zu essen…
An diesen Müllplätzen bedienen sich dann vormittags sämtliche Tiere aus der Umgebung: Kühe, Hunde, Schweine. Katzen habe ich merkwürdiger Weise noch gar nicht gesehen…
Danach wird der Müll entweder weggeschoben oder verbrannt – an Ort und Stelle. Schon gewöhnungsbedürftig. Es fällt mir auch teilweise wirklich schwer mit anzusehen, wie Menschen und Tiere hier leben müssen. Denn es ist so anders als bei uns. Aber es tröstet mich zu sehen, wie zufrieden die Menschen hier sind – mit dem Leben so wie es ist. Das steht dann im krassen Gegensatz dazu, wie es bei uns oft ist. Da ist das Leben für viele Menschen nie recht so wie es gerade ist. Vor lauter Streben nach mehr. Schon seltsam. Nie zufrieden zu sein, obwohl es einem doch so gut geht…
Unsere Aufgabe im Team ist es heute, das Dach zu fegen, Strohmatten darauf auszulegen, diese abzustauben, um dann frisch gewaschene große Bahnen an weißem Baumwollstoff in der Sonne darauf zu trocknen. Nachmittags haben dann einige die Aufgabe, abwechselnd „Wache zu schieben“, dass keine Vögel oder Affen den Stoff wieder beschmutzen. 😉 Rings herum hängt heute ebenfalls viel bunte Wäsche auf den Dächern zum trocknen. Ein schönes Bild.
Beim Mittagessen fallen mir die „Affen-Warnhinweise“ auf. Die sind nötig geworden, weil gestern ein Mädchen von einem Affen gebissen wurde, der an ihr Essen wollte. Mit den Affen diskutiert man wohl besser nicht. Der Affe war auf den Tisch gesprungen und hatte sich an ihrem Essen bedient. Sie wollte ihn verscheuchen. Aber er hat nur die Zähne gefletscht. Als sie dann nicht „einlenkte“ hat er sie gebissen. Nun muss die Arme die üblichen Tollwutimpfungen über sich ergehen lassen. Es geht ihr aber gut. Ich selbst habe bisher im Ashram noch keinen Affen zu Gesicht bekommen. Muss aber gestehen, dass mir Affen auch irgendwie suspekt sind. Weiß nicht warum. So süß wie viele Menschen sie finden, finde ich sie gar nicht. So ist eben jeder anders. 😉
Nachmittags sitze ich wieder an meinem Stammplatz und schreibe ein wenig. Dann kommt Georg und leiht sich mein iPad, weil er etwas testen muss. Auch ok. Derweil lese ich einfach in einem Buch über Ayurveda, das mir Tracy heute morgen gegeben hat. Wir hatten uns gestern über das Thema unterhalten und heute hatte sie dieses Buch für mich dabei. Sehr nett. Und sehr interessant.
Abends laufen wir nochmal nach Ram Jhula. Georg wollte sich dort ein Hemd und T-Shirts abholen. Der Shopbetreiber hat uns schon zwei Mal vertröstet. Und heute… Wird es auch nicht anders. That’s India! 🙂 Immerhin können wir die weißen T-Shirts schon mal mit nehmen.