Mär 18

Erste technische Zwischenbilanz

Unseren Vario haben wir jetzt seit zirka zweieinhalb Monaten. Seit gut sechs Wochen wohnen wir darin, seit rund fünf Wochen sind wir damit in Italien unterwegs. Zeit für eine erste (vorwiegend technische) Zwischenbilanz.

Aktuelle Verbrauchswerte

Wir haben jetzt 4.300 Kilometer auf der Uhr und dabei rund 820 Liter Diesel verbrannt. Unseren Durchschnittsverbrauch schätze ich zurzeit auf ca. 19,5 Liter pro 100 km. Es ist aus verschiedenen Gründen noch etwas schwierig, den genauen Verbrauch zu ermitteln: Einerseits sind bei einigen Tankaktionen vor der Reparatur der Tankentlüftungen einige Liter daneben (bzw. auf meine Klamotten) gegangen 😉 . Andererseits haben wir ja zwei Zusatztanks, die ich zwar vor der Abfahrt nach Italien gefüllt habe. Aber bei einem lokalen Dieselpreis zwischen 1,64 und 1,84 Euro tanken wir hier nur bei Bedarf nach.

Adblue haben wir bislang ca. 20 Liter verbraucht. Auch hier ist es für mich noch etwas schwierig, den genauen Wert zu ermitteln, da ich nur zweimal je einen 10-Liter-Kanister nachgefüllt habe. Sobald ich besser an unsere Reservekanister komme und wir eine Tankstelle mit AdBlue-Zapfsäule finden, werde ich den Tank vollmachen und dann genauer messen können.

Unser Gasverbrauch (LPG) für Heizung, Warmwasser und Kochen liegt aktuell bei rund 43 Liter (ca. 21,5 kg) in 4,5 Wochen. Das sagt für sich zwar  wenig aus, da der Gasverbrauch vor allem von der Heizung bestimmt wird und diese unter anderem vom jeweiligen Wetter abhängt. Aber es ist für uns ein erster Anhaltspunkt, um Reisen duch Gebiete mit schlechter Gasversorgung zu planen. Mit unserem Tank und zwei 11kg-Flaschen müssten wir bei mittlerem Heizungsbetrieb (was auch immer das sein mag) nach aktueller Einschätzung ca. zwei Monate auskommen.

Unser Frischwasser reicht uns knapp eine Woche, wobei wir meist bei ca. 20 Prozent Füllstand wieder auffüllen. Die geplanten sieben Tage Unabhängigkeit sollten wir somit theoretisch erreichen. Die Abwassertanks füllen sich etwas langsamer als im Vorfeld berechnet, was uns dort etwas Luft verschafft. Entsorgen müssten wir so ca. alle sieben bis zehn Tage. Normalerweise machen wir das zusammen mit dem Wasseraufnehmen.

Fahrzeug und Kabine

Unser Vario hat sich in den ersten Monaten wacker geschlagen. Die Geländeuntersetzung will ich bei der langen Achsübersetzung nicht mehr missen, unsere beiden Differentialsperren haben wir in Italien hingegen noch nicht gebraucht. Der permanente Allrad macht sich zwar durchaus in der Lenkung bemerkbar, stört aber nicht. Hilfreich war er bei der Fahrt durch das Schneechaos im Apennin, als rechts und links andere PKW und LKW liegengeblieben sind.

Wir haben ein Knarzen im Armaturenbrett, das sich Mercedes die Woche noch ansehen wird und einen Lackabsprung an einem Schweißpunkt an der Beifahrertür. Ansonsten sind wir mit dem Vario sehr zufrieden. Und ich bin an jeder Steigung heilfroh, dass wir den 818 und nicht (um ein paar Euro zu sparen) den 816 genommen haben…

Auch die Kabine von Woelcke macht uns viel Freude, nachdem Anfang Februar die meisten Kinderkrankheiten behoben wurden. Wir haben wirklich reichlich Platz zum Leben und fühlen uns nie eingeengt, obwohl wir auf Grund des noch kühlen Wetters vergleichsweise viel Zeit im Fahrzeug verbringen. Die Rundumsicht ist genial, das Interieur hochwertig. Elektrik, Licht und Steckdosen sind optimal. Die Batteriekapazität haben wir trotz regelmäßiger Nutzung von Laptop, iPads etc. dank Solar-Panel nie unter 75 Prozent gebracht. Schränke und Möbelbau haben sich sehr gut bewährt und bieten uns ausreichend Staumraum. Allein die WC-Tür klappert während der Fahrt, was sich sicherlich im April bei unserem nächsten Werkstatt-Stop bei Woelcke zusammen mit ein paar anderen Kleinigkeiten leicht beheben lässt.

Unsere Matratzen sind mittlerweile schon ziemlich durchgelegen, so dass wir hier demnächst auf ein robusteres Modell umsteigen werden. Die Medicamp-Matratzen tragen mit nur 10 Zentimeter Höhe zwar wenig auf, sind aber wohl eher für die klassischen sechs Wochen Urlaub pro Jahr geeignet als für den Dauereinsatz (wobei wir beide zu den „normalgewichtigen“ Nutzern zählen).

Unsere Alde-Heizung ist seit Februar nicht mehr ausgefallen. Trotzdem lassen wir im April bei Alde noch den Brenner-Lüfter tauschen. Die Kabine wird über den beheizten Zwischenboden schnell und gut warm. Was wir in diesem Zusammenhang noch nicht gelöst haben, ist ein kühler(er) Stauraum für Lebensmittel und/oder Mitbringsel. Da der Zwischenboden komplett und gut beheizt wird (und so absolut frostsicher ist), haben wir außer dem Kühlschrank bei Heizungsbetrieb keine Möglichkeit, verderblichere Lebensmittel bei Außentemperatur zu lagern. Aber das ist nun wirklich ein Luxusproblem 🙂 .

Mit unserem Vario in Italien

Ver- und Entsorgen ist in Italien wirklich einfach. Viele Gemeinden haben für ihre Einwohner (und natürlich auch für Touristen) eine Entsorgungsstation. Auch zahlreiche Autobahnraststätten bieten einen kostenlosen Ver- und Entsorgungsservice, teilweise gekennzeichnet durch ein Camper-Symbol am jeweiligen Ausfahrtsschild. Meist ist die Entsorgungsstationen ein Loch im Asphalt (mit Deckel) oder eine quer über den Boden laufende Rinne mit Gitter, in die man seine Tanks entleeren kann. Der große Vorteil für Fahrzeug mit festen Abwassertanks ist hier in Italien, dass man in den allermeisten Fällen keine großen Schläuche verlegen muss, um sein Abwasser loszuwerden. Egal ob der Auslass für das Abwasser rechts, links oder mittig unter dem Fahrzeug liegt, jeder wird seine Flüssigkeiten einfach und ohne große Rangieraktionen los. Ich erinnere mich da an einige Entsorgungsstationen in Deutschland, die aus einem Loch auf ca. 30 Zentimeter Höhe in einer vom Straßenrand einen Meter entfernten Mauer bestehen…

Mit unseren geschätzten 3,63 Metern Höhe haben wir bis jetzt jedes italienische Wohnmobil um mindestens 40 Zentimeter überragt. Positiv zeigt sich unsere Höhe dabei vor allem beim Raumgefühl im Alkoven. Schwierig wird es hingegen manchmal bei den Durchfahrten von Unterführungen und Brücken sowie bei kleinen Nebenstraßen mit dichtem Baumbewuchs am Rand. Ein paar Straßen sind wir aus diesem Grund nicht gefahren, da wir hier definitv mit der Kabine hängengeblieben wären. Ein Allrad-Wohnmobil bedeutet eben nicht, dass man damit durch jedes Gelände kommt… Wir haben zum Glück vor der ersten Durchfahrt einer Unterführung mit 3,60m Höhe selber nochmal nachgemessen. Unsere Kabine selbst war bei der Messung über der Einstiegstüre 3,52 Meter hoch. Allerdings trägt die Panorama-Dachluke als höchster Aufbau mit weiteren 11 Zentimetern auf, was dann in der Summe 3,63 Meter ergibt. Vielleicht können die Spezialisten von Woelcke da ja noch etwas machen, um die Panoramaluke auf die Höhe der anderen Dachaufbauten zu bringen.

Unsere 6,30 Metern Länge (plus 90 Zentimeter für die Motorradbühne) sind in Italien kein Problem. Unsere Bühne hinten ist kürzer als der Überhang der meisten hier rumfahrenden Mobile. Der Vario ist auch – wie schon beim Fahrzeug erwähnt – mit seinem Randstand von 3,70 Metern wirklich sehr wendig. Campingplätze haben wir bis auf einen in Livorno noch nicht befahren. Dort ging es eigentlich ganz gut. Ein Campingplatz hat uns unterwegs nicht reingelassen, da wir für den lokalen Pinienbewuchs zu hoch waren. Die große Bodenfreiheit und die kurzen Überhänge sind für lokale Verhältnisse optimal. Steile Einfahrten in Parkplätze, Kreuzungen am Ende eine 15-prozentigen Steigung mit scharfer Rechtskurve etc. sind für uns überhaupt kein Thema. Wo mancher Panda aufsetzt, fahren wir locker darüber hinweg.

Die Qualität der Straßen war in allen von uns befahrenen Provinzen abseits der Autobahnen relativ schlecht. Zum Teil haben wir Schlaglöcher gesehen (und überfahren), in denen vermutlich noch der eine oder andere Fiat 500 steckte… Spurrillen gehören auch mit zum Tagesgeschehen auf italienischen Staatsstraßen. Alles in allem haben wir das als eine gute Einstimmung auf die Wellblechpisten noch zu befahrender Länder gesehen – obwohl sich erfahrenere Weltreisenden bei dem Vergleich sicher totlachen 😉 .

Soweit die erste Zwischenbilanz auf vorwiegend technischer Perspektive. Fragen beantworte ich gerne über die Kommentare.