Mär 7

Tag 26: Abruzzen

Wiegald wird heute 12 Jahre alt. Zur Feier des Tages gibt es für ihn erstmal ein paar leckere getrocknete Kaninchenhappen und noch etwas Schlaf bevor es weitergeht. 🙂

Dann brechen Georg und ich auf zur Villa d’Este. Die Gemächer und der Garten sind wirklich beeindruckend. Die „Villa“ gleicht von der Größe her eigentlich eher einem Palast. Alle Räume sind bunt und mit aufwendigen Szenerien bemalt. Vor allem die Deckengemälde sind beeindruckend. Und mich fasziniert, dass sogar die Fensterbögen bemalt sind… Der architektonisch durchgestylte Renaissance-Garten ist riesengroß! Kardinal Ippolito, der ihn gestalten ließ, war scheinbar ein Liebhaber von Brunnen und Grotten. Denn davon gibt es im Garten ziemlich viele… Von der Villa aus hat man auch einen tollen Blick über die Ebene und die angrenzenden Hügel! Auf unserem Rundgang entdecke ich sogar eine extra Tür für den Gaszähler in einer Mauer zirka drei Meter über dem Boden… 😉 Es gibt heute also auch ein paar Neuzugänge in der Türen-Bildergalerie – wen es interessiert.

Nach der Besichtigung kaufen wir noch etwas Brot und fahren dann weiter durch die Berge in Richtung Abruzzen. Unser erstes Ziel in dieser Region wird Celano. Hier soll es eine schöne Burg zu besichtigen geben.

Erst einmal geht es über abenteuerliche und an manchen Stellen enge Straßen durch die Hügel. Georg verlässt irgendwann die Lust zu fahren und so schwinge ich mich wieder hinters Lenkrad des Vario. Da wir Mautstrassen heute vermeiden wollen, sind wir auf der Landstrasse unterwegs. Es gibt zahlreiche Schlaglöcher, denen man ausweichen muss… Da ist das Fahren schon etwas anstrengender als auf der Autobahn. Aber so sehen wir viel nette Dörfchen auf den verschiedenen Hügeln bis wir nach gut anderthalb Stunden Fahrt, die rund 88 Kilometer zurückgelegt haben und in Celano angekommen sind.

Georg probiert heute zur „Stärkung“ eine frittierte Pizza mit Zucker. Schmeckt wie eine Art „Auszogne“ nur mit etwas härterem Teig und war wohl lecker. 😉 Ich halte mich lieber an Käse und „pane integrale“, das im Vergleich zu unserem deutschen Vollkornbrot eher wie eine Art Weißbrot mit Weizenkleie anmutet und mir sehr lecker schmeckt.

Danach schauen wir uns den Ortskern an. Die Burg, das Castello Piccolomini, ist wirklich herrlich. Super erhalten und vom Eintrittspreis mit zwei Euro ein Schnäppchen. 😉 Später erfahren wir auch warum die Burg so gut erhalten ist: Sie wurde nach und nach wieder neu aufgebaut nachdem ein Erdbeben 1915 die meisten Teile zerstört hatte.

Leider darf Wiegald nicht mit hinein… Also checken wir noch schnell die „Restaurant-Lage“ und bringen ihn zurück zum Vario. Viel Auswahl gibt es bei den Restaurants nicht und keines weiht uns so richtig an. Dafür ist direkt gegenüber von unserem Parkplatz ein Fischladen. Also entscheiden wir uns fürs selber kochen und kaufen frischen Fisch und einen Meeresfrüchtesalat als Antipasto. Dazu probieren wir dann noch den „bianco sfuso“ – wird bestimmt ein leckeres Abendessen.

Zunächst gehen wir aber nochmal zurück zum Castello. Allein die Außenanlagen sind schon sehr beeindruckend: Man hat einen wahnsinns Blick über eine weite Ebene bis hinüber zu den nächsten Bergen. Direkt hinter den Häusern von Celano erheben sich steile Berge mit hohen Felswänden. Man hat den Eindruck als wäre man im Hochgebirge. Dabei sind wir nur auf 800 Meter Höhe. Georg macht zahlreiche Fotos davon. Dann gehen wir durch ein Tor, das früher einmal durch eine Falltür versperrt wurde in den Innenhof des Castello. Zunächst besichtigen wir eine Ausstellung, in der diverse Fundstücke aus frühzeitlichen Gräbern der Umgebung ausgestellt sind.

Als wir in den zweiten Teil der Ausstellung hinüber gehen, fragt uns ein Museumsmitarbeiter, ob wir etwas zur Ausstellung wissen möchten. Wir nehmen dankend an und bekommen eine exquisite Privatführung! Wow! So erfahren wir, dass die ganze Ebene, die wir eben draußen bewundert haben früher der Drittgrößte See Italiens war. Die alten Römer siedelten sich hier an. Doch der Wasserstand des Sees schwankte wohl recht beträchtlich über das Jahr. Denn der See wurde nur durch Regen- oder das Schmelzwasser der umliegenden Berge befüllt. In den Seichtwasserbereichen gab es daher im Sommer eine entsprechende Mückenplage und Malaria. Um diese Plage auszurotten begannen die Römer, die Seichtwasserbereiche trockenzulegen. Doch ein Erdbeben zerstörte das Werk kurz bevor das römische Reich auseinander brach. Und erst einmal interessierte sich niemand mehr für den See, der sein angestammtes Gebiet „zurückeroberte“. Erst 1850 nahm sich ein reicher Bankier mit viel Geschäftssinn der Erschließung des Gebietes an. Bei der Bevölkerung war er nicht gerade beliebt – verloren doch die bisherigen Fischer ihre Erwerbsgrundlage und mussten auf Bauer „umschulen“… Zur Entwässerung ließ er unter der Erde eine Art Tunnel graben durch den das Wasser in den nächstgelegenen Fluss geleitet wird, der Richtung Rom verläuft. Durch diesen Tunnel wird das Gebiet heute noch entwässert! Die Ausstellungsstücke sind allesamt Fundstücke aus den diversen Epochen, die von diesen Vorhaben zeugen.

Nach dieser sehr interessanten Führung besichtigen wir alleine noch die recht nüchtern gehaltenen Räumlichkeiten des Castello: Hohe Wände, dicke Mauern, Kassettendecken aus Holz und schlichte Kamine. Heute sind in den elf Räumen sakrale Kunstgegenstände ausgestellt. Danach sind wir platt von den Eindrücken der beiden Besichtigungen des Tages.

Zurück im Vario beschließen wir, dass wir für die nächsten Tage Natur erleben wollen. Also prüfen wir noch schnell die „Internetlage“ und aktualisieren den Blog. Danach gibts ein leckeres Fischabendessen und wir plumpsen müde in die Federn.