Auf der kleinen Piazza mitten in Celano haben wir heute Nacht richtig gut geschlafen, obwohl die Strasse durchs Dorf ganz schön befahren ist.
Das lag wahrscheinlich an den vielen Eindrücken von gestern. Und dem leckeren bianco sfuso, den es zum Abendessen gab. 😉 Auf der großen Piazza ist heute ab acht Uhr Markt. Deshalb dachten wir „das hören wir bestimmt, wenn die Marktleute morgens anrücken“. Aber weit gefehlt. Wenn der Markt um acht beginnt, dann wird ab acht aufgebaut. 🙂
Heute ist auch „Festa della Donna“ – Weltfrauentag. Das wird in Italien ‚gefühlt‘ mehr gefeiert als in Deutschland. Die Frauen bekommen von den Männern kleine Mimosen-Sträusschen geschenkt. Früher gab es die auch als kleines Präsent in den Geschäften, wenn man als Frau am 8. März etwas einkaufte. Das habe ich heute nicht gesehen.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter in Richtung Meer. Unser nächstes Ziel ist Sulmona. Eine Kleinstadt mit einer hübschen mittelalterlichen Altstadt am Eingang zum Parco Nazionale di Majella. In den Strassen rund um die Altstadt ist es recht voll und wir tun uns schwer, einen Parkplatz zu finden. Dann entdecken wir zufällig ein Schild, das auf einen Parkplatz für WoMos hinweist. Leider endet die Beschilderung mal wieder abrupt… Wir stehen eh gerade an einer Baustelle. Also frage ich einfach einen der Arbeiter, ob er weiß wo die Strasse ist. Und zum Glück kann er uns weiterhelfen. Der Parkplatz ist prima und liegt sogar viel näher am historischen Zentrum als all die anderen, die wir uns zuvor angesehen hatten. 🙂
Die Altstadt ist wirklich hübsch. Vor allem mit der Bergkulisse des Naturparks im Hintergrund. Es ist schon erstaunlich: Dort oben liegen noch Schneereste und hier unten haben wir angenehme 18 Grad bei bewölktem Himmel. Im Touristenbüro bekommen wir einen Plan der Altstadt, des Parks und einige Tipps was wir uns mit dem Vario gut ansehen können. Zudem können wir uns gegen Vorlage eines Personalausweises einen Zugang zur Free-WiFi Zone besorgen und damit heute für zwei Stunden an bestimmten Plätzen in der Altstadt gratis surfen, wenn wir möchten.
Zunächst schlendern wir durch die Fußgängerzone. Mir fällt einmal mehr auf, dass in Italien bestimmte Strassen der Altstadt nur tagesabhängig Vormittags und Nachmittags für den Autoverkehr gesperrt sind. Und: Die Kirchturmglocken läuten hier auch anders als bei uns. Erst kommen die Schläge für die Uhrzeit und danach die Schläge für die „Viertel“. Finde ich eigentlich viel praktischer als bei uns. So weiß man gleich was es geschlagen hat. 😉
Auf der Piazza Garibaldi, dem größten Platz in der Altstadt war heute morgen wohl auch Markt. Inzwischen sind nur noch drei Stände davon übrig. Mitten auf dem Platz ist ein großes Friedenszeichen aufgemalt auf dessen Konturen in einem Abstand von zirka 20 Zentimetern immer wieder getragene Schuhpaare stehen. Die Schuhe sind ganz unterschiedlich und an jedem Paar ist ein rosa Zettel befestigt. Neugierig schaue ich mir das genauer an und entdecke dabei, dass es als „Mahnmal“ gegen häusliche Gewalt gedacht ist, das vermutlich eine Frauenorganisation zum Weltfrauentag dort aufgebaut hat. Auf dem rosa Zettel an jedem Paar Schuhe steht jeweils die „Geschichte“ einer Frau. Ganz konkret mit Name, Alter und was ihr zugestossen ist. Es stimmt mich recht traurig, dass auf all den Zetteln, die ich mir ansehe immer von Mordfällen zu lesen ist. 🙁
Wir laufen noch etwas durch die Gassen. Sulmona scheint neben Kunsthandwerk (besonders Gold & Silber) und Natur auch berühmt für Süßigkeiten zu sein, die überall in Form von bunten „Blumen“ angeboten werden. Habe leider kein Foto davon gemacht… Die wollen wir uns später natürlich nochmal genauer ansehen! Momentan sind die Geschäfte gerade geschlossen, weil wir – wie fast immer – gegen Mittag an unserem neuen Ziel angekommen sind.
Eigentlich hätten wir Lust, jetzt bei dem schönen Wetter draußen eine leckere Pizza zu essen. Aber irgendwie werden wir nicht fündig. Also kaufen wir etwas Brot und essen im Vario den Rest unseres Meeresfrüchtesalats von gestern. Dann studiere ich die Informationen, die wir im Touristenbüro bekommen haben…
Der höchste Berg im „Majella“ ist der Monte Amaro mit 2.793 Metern Höhe. Er wird links und rechts von weiteren acht Zweitausendern eingerahmt, die gemeinsam einen Gebirgskamm bilden. In diesem Naturpark ist wirklich für jeden Geschmack etwas zu finden: Im Winter kann man Skifahren, im Sommer wandern, es gibt spezielle Routen für Auto- und Motorradfahrer oder man erkundet die Natur zu Pferd oder mit dem Esel. Neben der Natur, gibt es jede Menge Einsiedeleien und Kirchen zu besichtigen. Es gibt sogar eine extra Tour, „Spiritueller Pfad“ genannt, auf der man in vier Tagen den Spuren des Eremiten Pietro da Morrone folgen kann, der später Papst Celestino V wurde.
Sulmona liegt westlich des Parks und eines der Ziele, die wir als nächstes ansteuern möchten – Guardiagrele – liegt nord-östlich. Leider kommt man über die kürzere Nordroute nicht wirklich gut dort hin. Hier führt zwar die Autobahn entlang. Aber dann muss man erst noch ein ziemliches Stück Richtung Meer und dann wieder zurück fahren. Also beschließen wir, über die nächsten Tage in mehreren Etappen den Majella zu erkunden. Erst in Richtung Süden und dann weiter über den Ostteil des Parks bis hinauf nach Guardiagrele. Das sollte laut Karte gut machbar sein. Jetzt muss nur das Wetter noch mitspielen. Am Nachmittag beginnt es zu regnen und die Wolken hängen sich am Gebirgskamm fest…
Doch bis wir abends nochmal in die Altstadt laufen, um uns nach den Süßigkeiten zu erkundigen, hat es schon aufgehört zu regnen. Wir gehen auch nochmal ins Touristenbüro und erkundigen uns nach einem Waschsalon in der Nähe und einer guten Pizzeria fürs Abendessen. Nachdem wir hier wieder einmal sehr nett mit Tipps versorgt wurden, steuern wir eines der Süßigkeitengeschäfte an. Hier erfahren wir, dass es sich bei dem Zuckerwerk um Mandeln, Nüsse, Schokolade, Pistazien etc. in Zuckerguss handelt… Ihr kennt die bestimmt. Gibt es bei uns auch – ich weiß nur nicht wie sie „korrekt“ heißen: Ein relativ harter Zuckerguss, meist weiß der eine Mandel umhüllt… Wir probieren… Und ich nehme eine kleine Packung gebrannter Haselnüsse im klassisch weißen Zuckerguss mit. Sehr lecker. Macht süchtig! Und hat jede Menge Kalorien. 😉 Überhaupt futtern Georg und ich hier in Italien ziemlich viel. Ist halt alles so lecker. Aber laut „Hosencheck“ haben wir bisher nicht zugelegt. Wie erfreulich! Eine Waage haben wir nicht dabei! Mal abgesehen vom Platzmangel, würde uns das ja total den Spaß verderben…
In der Pizzeria „Napoletana“ teilen wir uns hinterher als Antipasto eine Portion leckere Arrosticcini, kleine Fleischspießchen, die zusammen mit dem typischen pane casalinga – beträufelt mit Olivenöl – serviert werden. Danach gönnt sich jeder noch eine Pizza. Ich wähle eine Regina dei Monti mit Cocktailtomaten, Büffelmozzarella, Trüffel und Steinpilzen. Kann man nur empfehlen – wenn man Pilze mag! 😉