Obwohl heute kein Satsang ist, geht der Wecker um sieben. Um acht haben wir uns zum Frühstück verabredet, aber ich muss noch meine Sachen packen. Denn heute soll ich zurück ins Guest House ziehen.
Nach dem Frühstück stelle ich mein Gepäck zu Anika ins Zimmer und wir ziehen los. Der Weg führt zunächst gut vier Kilometer an der viel befahrenen Hauptstraße entlang Richtung Laxman Jhula. Als wir die Stadtgrenze verlassen, wird es deutlich ruhiger. Denn Tuktuks fahren hier nicht mehr. Ab und zu kommt ein Überlandbus, LKW oder eines der Allrad-Taxis vorbei. Letztere sind größere weiße SUVs, die im Schnitt mit 10 Personen besetzt sind. Zugelassen wären sie in Deutschland für 5.
Die Straße geht stetig bergauf und wir haben immer wieder schöne Blicke auf Rishikesh und den Ganges. Irgendwann entdecken wir auf der linken Straßenseite ein Schild zu den Neergarh-Wasserfällen – und ein Eintrittshäuschen.
Nicht-Inder müssen – so erfahren wir – wenn sie über 12 Jahre alt sind, 30 Rupies Eintritt bezahlen. Doch man kauft nicht einfach eine Eintrittskarte – sondern muss erst durch die indische Bürokratie.
Zunächst will der Pförtner meinen Namen wissen. Ich nenne mich wieder „Mr. George“, was dann auch prompt in Hindi auf das Ticket geschrieben wird. Dann will er meine „Contact Number“ und bekommt meine Deutsche Handynummer. Anschließend wird vermerkt, dass „one male and three female“ das Gelände um genau 10:45 betreten. Dann folgen Stempel und Unterschrift und schließlich darf ich 120 Rupies bezahlen, ca. 1,50 Euro für uns vier. Ich lade die „Mädels“ ein, wobei ich der Zweitjüngste bin. Sole aus Argentinien ist etwas jünger als ich, Kathi aus der Schweiz ist bestimmt 10 Jahre älter und Anika ist um die 70.
Jetzt wird es richtig ruhig. Denn auf der Bergstraße fahren keine Autos. Wir laufen weiter bergan, bis links ein kleiner Weg abgeht, der an einem Bachlauf entlangführt. Es geht steiler und auf unbefestigtem Weg nach oben. Unterwegs bieten sich immer wieder schöne Aussichten. Wir rasten auf einer Bank, die einen schönen Ausblick auf den Wasserfall bietet. Jeder hängt seinen Gedanken nach, hat keine Gedanken, meditiert oder macht sonst etwas.
Dann starten wir langsam wieder Richtung Rishikesh. Unterwegs halten wir immer wieder mal an und genießen den Ausblick und die Sonne, die mittlerweile herausgekommen ist. Wir rasten noch einmal am Wasser und bekommen Besuch von einem Straßenhund. Sole gibt ihm einen Keks, wonach er uns fast bis nach Rishikesh begleitet.
Vor Laxman Jhula kehren wir in der German Bakery ein, denn mittlerweile ist es Nachmittag und wir haben alle Hunger und Durst. Gestärkt laufen wir über die Brücke und am rechten Gangesufer einen ruhigeren Pfad Richtung Ram Jhula, wo wir wieder auf die andere Seite des Flusses wechseln.
Es ist fast dunkel, als wir im Hotel ankommen. Ich möchte eigentlich nur mein Gepäck aus Anikas Zimmer holen, da erfahre ich an der Rezeption, dass ich noch eine Nacht bleiben soll. Ich bin etwas genervt, da Diksha eigentlich meine Telefonnummer hat und mir zumindest hätte Bescheid geben können. Daher laufe ich zunächst ins Guest House, um abzuklären, was jetzt Sache ist. Denn Diksha geht auch nicht an ihr Telefon, als ich versuche, sie anzurufen.
Ich erfahre, dass ich morgen zurück ins Guest House soll/darf, dort mein altes Zimmer wiederbekomme und dann bis zum Ende meiner Reise dort bleiben kann. Wenn das dann so ist, dann bin ich zufrieden. Was mit dem Handy los war, können wir nicht ganz klären. Angeblich hat sie meine Nummer unter einem falschen Namen abgespeichert und deshalb nicht auf meine Anrufe reagiert. Sie entschuldigt sich für die Umstände und wir verabschieden uns. Ich soll morgen mein Gepäck im Hotelzimmer lassen, auschecken und Abends dann ins Guest House kommen. Mittags werde ich wahrscheinlich Downtown bleiben, denn Nachmittags ist noch einmal Satsang mit russischer Übersetzung.
Abends treffe ich Sole an der Rezeption. Sie hat immer noch Probleme mit ihrem Laptop und ich versuche, die Ursache zu finden. Nach ein paar Stunden gebe ich auf, da ich an einen klassischen Catch-22 scheitere: Um das BIOS upzudaten, muss ich in den normalen Modus booten. Dort schmiert die Kiste aber mit einem Bluescreen ab, weshalb ich ja das BIOS updaten will. Im Secure Mode lässt sich der BIOS-Update von ASUS aber nicht starten. Windows eben…
Nach dem weniger erfolgreichen Support verquatschen wir uns. Um 2 Uhr verabschiede ich mich, da ich doch gerne die zwei kommenden Satsangs im wachen Zustand erleben möchte. Sole wollte vormittags zu Prem-Baba und nachmittags zu Mooji.