Morgens gegen acht Uhr mache ich mich mit dem Roller auf zum Reitstall. Dazu muss ich erst einmal rund 10 Kilometer durch ziemlich eisigen und heftigen Wind knattern.
Ich habe mich zwar so warm ich konnte angezogen. Aber es pustet mich kräftig durch. Am Reitstall angekommen tun sich die anwesenden Mädels etwas schwer mit Englisch oder Deutsch und wie es scheint bin ich der einzige Ausländer mit auf dem Strandritt… Aber so einen Strandritt habe ich noch nie gemacht und freue mich, dass ich es heute mal ausprobieren kann. 🙂
Zunächst bekomme ich ein Pferd zugewiesen. Die stehen alle ziemlich dicht nebeneinander gedrängt… Ich nehme das, das hinter dem Namensschild „Nanneke“ steht, mache es soweit fertig und gehe mit ihm in die Bahn zum Vorreiten. Als ich eben aufsteigen möchte kommt ein Mädel daher und sagte es ist das falsche Pferd… Ok… Dann eben nochmal zurück und das Pferd eins weiter vorn genommen… Wieder in die Bahn…
Beim Vorreiten prüfen die Leute vom Hof, ob man sattelfest genug für den Strandritt ist. Dazu muss man traben – leicht traben und aussitzen. In der Bahn sind so viele Pferde, dass wir nicht mal traben können, bis nicht eine Gruppe nach innen geht und in der Bahn wartet. Dann traben wir um die wartenden Pferde herum… Ist schon alles irgendwie eine Massenveranstaltung – denke ich mir. Aber gut. Es ist Ferienzeit oder langes WE und man darf zu dieser Jahreszeit nur morgens zwischen 8 und 11 Uhr am Strand reiten. Da geht es scheinbar nicht anders. Nach dem Traben tausche ich nochmal mit einer anderen Dame Pferd – keine Ahnung wieso. Jetzt bekomme ich „Gjowe“ (spricht man Joe), einen Haflinger. Los gehts zum Ausritt. Wir sind eine Gruppe von mindestens zwölf bis 15 Pferden. Ziemlich große Truppe…
Ich reite direkt hinter dem Mädel, das den Ausritt anführt. Das Mädchen hinter mit reitet aber meist so dicht an meinem Pferd, dass es ständig die Ohren anlegt und dann auch mal ausschlägt. Hmm. Da die anderen weiter hinten nicht nachkommen, geht es vorne entsprechend langsam. Und so bin ich eigentlich nur am nach vorne bremsen, um selbst nicht zu überholen oder zu dicht aufzureiten und mein Pferd wehrt sich nach hinten. Aber gut. Das sind alles Schulpferde, die sehr wahrscheinlich tagein-tagaus die gleichen Strecken laufen und schon wissen was kommt. Am Strand angekommen, pfeift uns der Wind erst recht um die Ohren und man bekommt schon vom puren entlang reiten im Schritt jede Menge Sand ab. Dann galoppieren wir in mehreren Teilstrecken einen Strandabschnitt hinauf und mein Pferd gibt richtig schön Gas. Das ist dann wirklich toll so im Sand mit den Pferden zu pesen. 🙂 Auf dem Rückweg ist mein Pferd dann auch etwas entspannter und ich kann es gemütlich am langen Zügel gehen lassen – bin selbst aber ziemlich durchgefroren. Brrr…
Bei der Ankunft am Stall wissen die Pferde wieder selbst wo sie hingehören. Aber sie stehen alle wieder super dicht aneinander. Das war mir gar nicht so aufgefallen, als ich mich zum Ausritt angemeldet habe… Aber vielleicht waren da auch gerade ein paar Pferde unterwegs und nicht alle da.
Später am Abend im Rückblick, bin ich mir noch unschlüssig darüber, ob ich auf reisen reiten soll. Westernreiten ist bisher eher schwer zu finden, weil (noch?) nicht so weit verbreitet. Das macht mir eigentlich aber mehr Spaß und ich habe letztes Jahr begonnen, es zu lernen. Da sind die Hilfen ganz anders, wie ich heute mal wieder sehr deutlich gemerkt habe. Es war zwar toll mal wieder auf einem Pferd gesessen zu haben und so am Strand entlang zu galoppieren. Aber solche Massenausritte gefallen mir eigentlich nicht so. Zudem geht man hin, bekommt ein unbekanntes Pferd, hat eigentlich auch nicht mal die Möglichkeit sich zumindest ein kleinwenig mit dem Tier vertraut zu machen, reitet los und stellt es dann wieder hin… Mal sehen. Da bin ich wohl mal wieder etwas eigen – ich weiß. 😉 Aber ich glaube in Zukunft werde ich entweder gezielt nach einem Westernstall suchen oder ich achte in jedem Fall darauf, dass man nicht in so großen Gruppen reitet. Sonst lasse ich es lieber.
Als ich gegen Mittag wieder zum Vario komme, bin ich total durchgefroren vom Wind – so richtig von innen heraus kalt. Kennt ihr das? Unser Roller-Spiegel war leider auch noch nicht fertig – ich wollte ihn auf der Rückfahrt noch abholen. Also müssen wir heute Nachmittag nochmal los nach Den Burg. Ich mache mir einen Tee und Georg schmeißt mir die Heizung an. 🙂
Gerade als wir dann mit Wiegald Gassi gehen wollen, kommt sein „Fan-Club“ vorbei. 😉 Sie betüdeln ihn schon einmal draussen bis ich fertig bin. Und dann gehen wir einfach zusammen los und die beiden Mädchen dürfen Wiegald abwechselnd führen – was sie auch ohne Streit ganz harmonisch machen. Sonst gibts da ja gerne mal ein wenig Zoff wer wie lange führen darf und so… Wiegald rennt auch mal mit den Mädels und tobt sich ein bißchen aus. Wie schön.
Als wir von der großen Runde zurück sind, ratschen wir noch mit den Eltern der Kinder. Dann bekommt Wiegald seinen wohlverdienten Schlaf und wir fahren nochmal mit dem Roller los. In Den Burg holen wir unseren neuen Spiegel ab. Ist prima geworden und endlich sehen wir wieder auf beiden Seiten was hinter uns daher kommt. 😉
Dann geht es weiter in Richtung Osten in den Hafenort Oudeschild. Hübscher Hafen mit einer ganzen Flotte von großen Fischkuttern, jede Menge Fischbuden und Restaurants, in denen es fangfrischen Fisch gibt und im kleinen Ort auch jede Menge anderer Regionalprodukte wie Schafwolle, -kosmetik, geräucherten Fisch etc. Wir schauen uns alles an und kehren dann in einem typischen Selbstbedienungs-Fischlokal ein, das wir die ganze Zeit schon mal ausprobieren wollen. Es gibt Pommes mit Kibbeling, ein in mundgerechte Happen geschnittenes Fischfilet das im Backteig frittiert wurde. Dazu Remouladen- und Cocktailsauce und für mich noch einen frischen Hering, von denen Annegret die letzten Tage schon erzählt hatte. Er schmeckt wirklich sehr mild und lecker! Georg genießt eine weitere Bierspezialität von der Insel – ein dunkles Weizenbier. Auf dem Weg in den Ort sind wir sogar an der Brauerei vorbeigekommen…
Kurzentschlossen fahren wir auf dem Rückweg nochmal dorthin und nehmen uns noch jeweils einen Viererpack vom Frühlingsbier und vom Bock mit. 🙂 Dann geht es mal über die kleinen Landsträsschen vorbei an Schaf- und Kuhherden zurück zu Wiegald.